ten werden, brauchen eine trans- parente Verpackung als Einblick für die Kunden. Bestimmte ge- wünschte Funktion eines Verpa- ckungsproduktes „verlangen“ nach Kunststoffen. Plastik also einfach durch andere Materialien zu ersetzen, funktioniert leider nicht ohne Weiteres. Das ruft die nächste Lösungs- Idee auf den Plan, nämlich Bio- Kunststoffe einzusetzen. „Bio“ kann in Zusammenhang mit Kunststoff zweierlei Bedeutungen haben: Entweder ist biobasiert ge- meint, also hergestellt aus nach- wachsenden Rohstoffen z.B. Stär- kebasis oder biologisch abbaubar. Man muss allerdings wissen, dass nicht alle Kunststoffe aus nach- wachsenden Rohstoffen auch bio- logisch abbaubar sind. Somit kommen nur bestimmte bioba- sierte Polybags als Ersatz in Frage, wenn man Mikroplastik vermei- den will. Abbaubare Kunststoffe sind auch nur in diesem einen Punkt sinnvoll – werden sie achtlos in die Umwelt geworfen, verursa- chen sie in der Regel keine Schä- den. Wenn kompostierbare Kunststoffe im Hausmüll ent- sorgt werden – wohin? In die Bio- tonne (bzw. auf den Kompost), in den gelben Sack oder gar in den Restmüll? In den gelben Sack gehören sie nicht, denn sie kön- nen nicht, wie andere Kunststoffe im dualen System recycelt, also eingeschmolzen werden und müssen, gelangen sie in diese Ver- wertungsschiene, thermisch ver- wertet werden, also verbrannt. Wenn auf einer Tüte „biologisch abbaubar“ steht, bedeutet das nicht, dass sie auf dem Hauskom- post verrottet. Bei der Kompos- tierung zerfallen viele biologisch abbaubare Kunststoffe nämlich nur in industriellen Kompostie- rungsanlagen mit ausreichenden Temperaturen und Luftfeuchte. Meistens entstehen aus Bio- Kunststoffen auch keine wertvol- len Bodenbestandteile, also Hu- mus, sondern sie werden nur zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser abgebaut. Die braune Tonne ist also der einzig sinnvolle Ort zur Entsorgung abbaubarer Kunststoff-Verpackungen. Pro- blematisch ist hierbei, dass es kei- ne einheitliche Kennzeichnung gibt, die dem Verbraucher sagt, welches Plastik er nun genau weg- wirft und zweitens haben wir noch keine ausreichende Logistik in den Verwertungsanlagen, um diese Kunststoffe automatisiert dem effizientesten Verwertungs- prozess zuzuführen. Und wie mo- tiviert Verbraucher sind, sich mit der richtigen Entsorgung ausei- nanderzusetzen ist noch eine ganz andere Frage. Erdöl: nein danke Als Naturtextilverband liegt der Wunsch, Erdöl basierte Kunst- stoffe zu vermeiden auf der Hand – bei Textilien, Lederwaren und auch bei Verpackungen. So viele weitere Erdölquellen auch immer aufgetan werden - in nicht allzu ferner Zukunft werden die Vor- räte aufgebraucht sein und der Rohstoff ist nicht nachwachsend. Auch für das Ressourcenproblem wäre der Einsatz von anderen, re- generativen Materialien – Papier, Textil, Holz etc. - eine Lösungs- möglichkeit, auch hier wäre Bio- Kunststoff interessant, wenn an- dere Materialien nicht in Frage kommen. Aber die „Wenns“ und „Abers“ bleiben. Qualitative Un- zulänglichkeiten oder schwierige Entsorgung machen Papier oder Biokunststoffe zur nicht ganz op- timalen Lösung, zumal die Hap- tik Polybeuteln aus Stärke gewöh- nungsbedürftig ist und ihre Halt- barkeit und UV-Resistenz eher unbefriedigend. Denken wir also über Poly- beutel aus recyceltem Kunststoff nach. Die wären zwar nicht ab- baubar, aber man würde kein Erdöl verbrauchen für ihre Her- stellung. Das neue Verpackungs- gesetz schreibt für die öffentlichen Verwerter bei Kunststoffverpa- ckungen eine Recycling-Quote von 58% vor, bis 2022 soll sie auf 63% gesteigert werden. Wer re- cycelte Folientaschen einsetzt, handelt also ganz im Sinne des Verpackungsgesetzes. Recycelbar? Recycelte Produkte haben eine etwas geringere Festigkeit, als sol- che aus Neumaterial, weil sie ver- unreinigt sind, beispielsweise durch Druckfarben und Klebstof- fe. Polybeutel sind nicht endlos kreislauffähig, sie lassen sich nicht beliebig oft recyceln. Dabei sind einige Kunststoffe besser geeignet zum häufigen Recycling, als an- dere, Verbundmaterial ist beson- ders ungeeignet. Bei der Herstel- lung einer Recyclingfolie muss immer ein gewisser Anteil an Neumaterial eingesetzt werden. Weitere Nachhaltigkeitsparameter Nachdem wir über Abbaubarkeit, den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen, Recyclingfähigkeit und Mikroplastikfreiheit gespro- chen haben, sind noch längst nicht alle Nachhaltigkeitsaspekte in Zusammenhang mit Verpa- ckung benannt. Wie beim Faser- anbau auch, wären beispielsweise der Bioanbau ohne Pestizide (An- bau von Stärkelieferanten) oder die nachhaltige Forstwirtschaft (bei Papier) zu nennen. Lebens- mittelkonkurrenz bei Stärkepro- dukten oder das Abholzen von Naturschutzgebieten müsste bei der Rohstoffwahl auch bedacht werden. Die Herstellung ab der Rohstoffgewinnung ist mit dem Einsatz von Chemikalien, Wasser und Energie verbunden. Die Fra- ge ist, ob Verpackungslieferanten hierauf achten und Auskunft ge- ben können. Und über Sozial- standards haben wir noch gar nicht nachgedacht… Strategie-Mix Es wird also deutlich, dass es nicht ganz einfach zu entscheiden ist, welche Strategie man ein- schlägt, wenn man seine Produk- te möglichst nachhaltig verpacken oder umverpacken möchte. REDUCE: Das Reduzieren und Vermeiden von Verpackung generell ist natürlich die nachhal- tigste Maßnahme, allerdings in vielen Fällen nicht möglich. REPLACE: Das Ersetzen pe- trochemischer und persistenter Rohstoffe bedeutet im Grunde den Verzicht auf Plastikverpa- 102